Auf den Kopien der folgenden Zeitungsartikel waren leider keine Quellen- und teilweise keine Datumsangaben verzeichnet. Es sind Unterlagen eines Bildungsseminars zum Thema aus den 80er Jahren.
Die Inhalte erscheinen aber durchaus von Interesse, deshalb wurden sie trotzdem hier aufgenommen. Sollte jemand nähere Angaben haben, so wäre ich dankbar.
Die Titel der Artikel:
Die letzten Preisrelationen des Schwarzen Marktes in Zeilsheim werden in einem Bericht der Frankfurter Industrie- und Handelskammer wie folgt angegeben:
DM
Kaffee (grün) je Pfund 11.--
Kaffee (gebrannt) je
Pfund 15.--
Rinderfett je
Pfund 11.--
Schmalz je Pfund
13.-- bis 14.--
Zigaretten je
Packung 5.--
Dollar-Scrip
12.--
US-Dollar
14.--
Kakao je
Pfund 15.-- bis 16.--
Fleisch je
Pfund 3.--
Die Schwarzmarkt-Preise in Frankfurt liegen durch-schnittlich bis 10 Prozent über den Zeilsheimer Notierungen.
Wie weiter berichtet wird, hatten die Fleischpreise in Zeilsheim die allgemeine Haussebewegung nicht mitgemacht. Als Folge davon drängten sich am vergangenen Wochenende vor den Verkaufsstellen jeweils 40 bis 50 Menschen. Die Lagerpolizei von Zeilsheim griff gegen dieses Schlangestehen ein und zerstreute die wartende Menge. (fru)
17.9.1948
Razzia im Westen
Nach Beobachtungen fachmännischer Kreise wurden, wie das „Landwirtschaftliche Wochen-blatt“ mitteilt, im Verschlepptenlager in Zeilsheim in zwei Wochen 175 qualitativ beste Tiere schwarzgeschlachtet, während zur gleichen Zeit auf dem Frankfurter Markt nur 105 Tiere aufgetrieben wurden.
Das Fleisch wanderte, wie uns dazu mitgeteilt wird, hauptsächlich in die Dörfer des Taunus, wo man an den letzten Sonntagen sich den Kirmesfreuden mit Rippchen, Bratwürsten und sonstigen fleischigen Delikatessen hingab. Bei einer Razzia in den Metzgereien der westlichen Vororte am letzten Wochenende konnte ein Teil schwarzgeschlachteten Fleisches sichergestellt werden, das aus der gleichen Quelle wie das „Kerwefleisch“ stammen dürfte.
7.10.1948
Lager Zeilsheim wird aufgelöst
Bis zum 1. November
Wie wir aus München erfahren, gab der bayrische Staatskommissar für politisch, rassisch und religiös Verfolgte, Dr. Philipp Auerbach, die Auflösung des Verschlepptenlagers Zeilsheim bis spätesten 1. November bekannt. Diese Maßnahme sei durch die hohe Zahl jüdischer Auswanderer, die laufend nach Palästina reisen, möglich geworden.
Auch in Bayern stehen mehrere jüdische Lager unmittelbar vor der Auflösung, ein Teil ist beraits geschlossen und den Flüchtlingsverwaltungen übergeben worden.
3.11.1948
Hungerstreik in Zeilsheim
Die Bewohner des Verschlepptenlagers in Zeilsheim bei Frankfurt sind aus Protest gegen die zum 12. November beabsichtigte Auflösung des Lagers in den Hungerstreik getreten.Die Verschleppten machen in ihrem Protest geltend, in anderen Lagern sei nicht genügend Platz vorhanden. Außerdem würden in Kürze etwa 800 Familien nach Palästina ausreisen. Sie wollten bis zu diesem Zeitpunkt in Zeilsheim bleiben.
Die Arbeiten innerhalb des Lagers wurden eingestellt, die Annahme von Lebensmittelkarten verweigert, die Schulen geschlossen. Der Lagerkommandant hat seinen Posten aufgegeben. Die Stimmung ist nervös und unruhig.
Führende Kreise des Lagers deuteten an, daß andere Lager die Forderungen der Zeilsheimer DPs durch Sympathiestreiks unterstützen würden.
Nach Mitteilung des EUCOM-Hauptquartiers vom Dienstag soll die Auflösung des Verschlepptenlagers Zeilsheim fortgeführt und - wie geplant - bis Mitte November abgeschlossen werden, obwohl die Lagerinsassen in den Hungerstreik getreten sind.
Den Bewohnern des Zeilsheimer Lagers ist, wie es heißt, eine Liste von zehn anderen jüdischen Verschlepptenlagern im EUCOM-Bereich übergeben worden, in die sie umziehen können.
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